Stille Woche und leise Freude.
Die Karwoche ist eine der schönsten und geheimnisvollsten liturgischen Zeiten des Kirchenjahres. Für mich ist sie die innigste Zeit des Jahres. Das Triduum oder Trijdiena, das eigentlich ein langer Gottesdienst ist, an dessen Ende wir die Auferstehung Christi zu feiern beginnen, ist besonders bedeutsam. Viele lettische Kirchengemeinden gestalten sehr schöne Liturgien und schmücken ihre Kirchen, um die Bedeutung dieses Ereignisses zu unterstreichen. Auch wenn die Pfarreien klein sind (die katholische Kirche in Lettland ist eine Diaspora).
Ich arbeite am katholischen Gymnasium in Riga, wo es während der Stillen Woche nicht nur einen von Schülern gestalteten Kreuzweg gibt, sondern auch einen Tag der Stille. Dieses Jahr war es der Mittwoch, an dem Pater Ivars SJ (der Schulseelsorger) zu Beginn des Tages eine Meditation leitete. Während des Tages, bis 12.00 Uhr, hielten Schüler und Lehrer sowohl im Unterricht als auch in den Pausen Stille. In meinem Unterricht bot ich Aussagen zur Bedeutung der Stille an, zu denen die Schüler schriftlich Stellung nehmen oder ihre eigene Meinung zur Bedeutung der Stille äußern konnten.
Rund 90 % der Befragten erleben Stille als Entspannung und Ruhe, für die anderen ist sie eine Herausforderung oder Belastung.
Am Donnerstagabend organisierte ich das traditionelle Paschafest in der Gemeinde, an dem 28 Gäste teilnahmen. Der Rahmen und die Texte helfen uns, die Ereignisse der Karwoche und die Bedeutung der Freiheit, die Gott uns geschenkt hat, zu vertiefen.
Am Freitag fanden in vielen lettischen Städten, darunter auch in Riga, Kreuzwegandachten statt. Vertreter verschiedener Konfessionen nehmen an den Kreuzwegen in Riga teil. Um 15.00 Uhr feierten wir die Verherrlichung des Kreuzes in der Gemeinde.
Am Samstag gab es Zeit für Stille, Gebet und die Möglichkeit, Eier zu bemalen. In Lettland werden zum Färben der Eier hauptsächlich Naturfarben verwendet, was immer wieder für Überraschungen sorgt. Der Blaukohl, den ich dieses Jahr verwendet habe, kann ein Farbspektrum von Grün bis zu tiefem Violett erzeugen. Ich füge auch Zwiebelschalen und ein paar andere Stoffe hinzu.
Das Ergebnis war sowohl braun als auch blau.
Am Samstagabend trafen wir uns mit dem Kirchenchor zur Probe. Um 21.00 Uhr begann die Osternacht. Dank der aktiven Beteiligung der Gemeinde und des Chors konnten wir alle Lesungen und Gesänge hören.
Am Sonntagmorgen waren auch genügend Teilnehmer da, um an der Prozession teilzunehmen und "Priecīga mums ir šī diena" zu singen. Wir begrüßten uns gegenseitig, indem wir gesegnete Eier und Süßigkeiten verteilten. Und endlich hatte die Frühlingswärme Lettland erreicht!
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